Um el Faroud – Der Tauchgang

//Um el Faroud – Der Tauchgang

Um el Faroud – Der Tauchgang

Ein Tauchgang an dem 110 Meter langen Öltanker der Um el Faroud gehört zu den feinsten Tauchgängen, die man vor Malta machen kann. Von einem Wintersturm in zwei Teile zerrissen, präsentiert sich die Attraktion ausgesprochen vielseitig. Näheres zum Schiff siehe unter der Kategorie Wracks.

Name: Um el Faroud, Öltanker

Lage: Wied izZurrieq, Malta, Europa
Tauchart: eher von Land aus
Tauchflasche: mindestens 12Liter, besser 15 Liter oder Doppelflaschen bzw. Stage.
Equipment: Kompass, Lampe, Deko-Boje bzw. Signal-Boje
Wetter: bei starkem SSO-, SW-Wind nicht möglich
Nachttauchgang: nicht empfehlenswert

Distanzen (siehe Tauchkarte):
P1 – P2: 70 m
P2 – P3: 90 m
P1 – Tickets: 50 m
P2 – Tickets: 110 m
P2 – Um el Faroud: 70 m bzw. 4-6 Minuten

 

Eine kleine Schlucht bahnt sich ihren Weg durch die felsige Uferlandschaft unweit mächtiger Torbögen und großer Grotten. Kleine Luzzus pendeln emsig hin und her und zeigen ihren Gästen die Naturwunder. Die guten Sichtweiten sowie das kühle Nass in verschiedenen Blautönen locken den Taucher ins Wasser und offenbaren ihm zierliche Höhlen und eine reiche und vielfältige Fauna. Nur ein paar Meter von der Küste entfernt erfreut man sich am Anblick eines riesigen Öltankers, aufrecht stehend umringt, von hunderten Fischen, die darin Schutz suchen.

Kurzbeschreibung

Die Um el Faroud war ein 110m langer lybischer Öltanker, der in einem Trockendock im Grand Harbour von La Valletta 1995 explodierte und drei Jahre später als künstliches Wrack vor dem Wied iz-Zurrieq unweit des Blue Grotto versenkt worden ist. Näheres zum Schiff siehe unter der Kategorie Wracks.

Das Wied (Wadi) Iz-Zurrieq ist Ausgangspunkt für Taucher zur Um el Faroud und für Touristen zum Blue Grotto.

Die Umgebung

Ein Wachturm aus der Zeit des Johanniter Ordens bewacht das Wied Iz-Zurrieq, einem Fjord der sich durch das massive Gestein bahnt. Das tiefblaue Meer glitzert an sonnigen Tagen und lässt bereits von der Oberfläche unglaublich gute Sichtweiten erahnen. In südliche Richtung am Wachturm vorbei befinden sich die gigantischen Torbögen und die vielen Grotten, die Jahr für Jahr Touristen anlocken. Der sehenswerte Torbogen ist zu Land von der Kreuzung zum „Blue Grotto“ aus sichtbar, oder mit den traditionellen Fischerbooten, den Luzzus, zu erkunden.

Auch die Insel Filfla, ein felsiges Kleinod im Meer, ist vom Wied Iz-Zurrieq zu sehen. Was in früheren Zeiten zu Übungszwecken als Zielscheibe für britische Kanoniere genutzt wurde, ist heute ein Naturschutzgebiet mit einem pulsierenden Unterwasserleben. Taucher benötigen dafür nicht nur ein starkes Boot (die Anreise hierher dauert lange), sondern auch eine Spezialgenehmigung, um die in einer Tauchschule angesucht werden kann.

Unterwasser präsentiert sich das Gebiet um die Schlucht sehr vielfältig. Kleine Höhlen wechseln sich mit tiefen Spalten ab, verstreut liegen große und kleinere Felsen wahllos herum und bieten unzähligen Fischen Schutz. Steilwände erhellen im Schein der Lampe und geben ihre Farbenpracht preis. Es wird jeden Taucher freuen ein derart riesiges und interessantes Wrack so nahe an der Küste zu wissen.

Um el Fahroud, Tauchgang

Der beste Einstieg ist ein Sprung vom Kai ins warme Wasser (P1). Fehlen die Leitern, oder ist das Meer sehr unruhig, muss für den Ausstieg umdisponiert werden. Keine 50 Meter weiter in der Nähe des Ticketschalters bietet sich die Bootsrampe der Luzzus als (Not-)Alternativausstieg hervorragend an.
Einmal im Wasser führt der Weg quer durch die Schlucht auf die gegenüberliegende Seite, wobei auf den Bootsverkehr besonders zu achten ist. Bevor abgetaucht wird, sollte die Landzunge bis zur äußersten Spitze umrundet werden. Hier angelangt ist unbedingt die Peilung zu nehmen. Persönlich bevorzuge ich eine 250° Peilung, da eine leichte Kursverfehlung sich nicht so gravierend auswirkt.

Die Treppen führen direkt zur Einstiegsstelle. Das Wadi gilt es mit Vorsicht zu durchqueren bevor abgetaucht wird.

Je nach Geschwindigkeit dauert es rund vier bis sechs Minuten bis die Um el Faroud zu sehen ist. Gerne bewege ich mich die ersten drei Minuten in einer Tiefe um die fünf bis sieben Metern. Auf der einen Seite spart dies Luft, auf der anderen ist es tief genug, um von vorbeifahrenden Booten nicht überfahren zu werden. Allerdings ist man dann im „Blauen“ unterwegs, das heißt die Navigation erfolgt ohne Sichtkontakt zum Meeresboden.

Ruder und Schiffsschraube sind intakt und sehr zu empfehlen, besonders wegen der Größe, die jene eines Menschen übertrifft. Seitlich wurden vor der Versenkung große Löcher in die Faroud gerissen, durch die heute das Wrack penetriert werden kann. Doch auch an anderer Stelle, wie entlang der Reling oder der Brücke, kann in das Innere des Wracks getaucht werden. Wer dieses Wrack zum ersten Mal betaucht, dem sei empfohlen sich zuerst auf die Aufbauten zu konzentrieren und sich das Innere für einen weiteren Tauchgang aufzusparen.

Verheerende Winterstürme – die einheimischen erzählten mir die Gischt erreichte das am höchsten gelegene Lokal der Zufahrtsstraße – brach die Um el Faroud mittschiffs in zwei Teile. Der tiefe, lang gezogene Spalt, gleich einer Wunde, klafft einem bereits von Weitem entgegen, bietet aber auch eine sehr bequeme und interessante Stelle in das Wrack hinein zu tauchen.

Winterstürme haben die Um el Faroud in zwei gerissen. Durch die Bruchstelle kann hineingetaucht werden.

Während sich im hinteren Teil die mit jedem Wintersturm mehr und mehr verfallende Brücke, weiters Kojen, Küche, Maschinenraum, usw. befinden, sind in Richtung Bug nur die Laderäume vorhanden. Diese von innen zu betrachten ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Wer es tut sollte besondere Vorsicht walten lassen. Weitaus schöner ist der Bug selbst mit seiner noch vorhandenen Ankerwinde. Neben dem Bug knapp außerhalb des Schiffs zu Schweben ist ein Erlebnis für sich.

Es sei erwähnt, dass in unmittelbarer Nähe der Faroud ein Kompass nicht immer tadellos funktioniert. Für den Rückweg ist es ratsam, an jene Stelle zurück zu tauchen, an der man am Wrack angekommen ist. Vom Ankunftspunkt aus in ein paar Metern Entfernung im Blauen, kann die Umkehrpeilung eingestellt werden. Während dem Rückweg kann bereits in seichteren Tiefen tauchend dekomprimiert werden.
Wird das Riff erreicht kann es sein, dass man nicht genau weiß auf welcher Seite der Schlucht man angekommen ist. Hierbei hilft die Tiefe. Auf der östlichen Seite der Schlucht befindet sich ein ausgedehntes Riffplateau von 10 Metern Tiefe, das auf der westlichen Seite fehlt.

Extended Range

Für einen Tauchgang bei der Um el Faroud kann man nicht genügend Luft dabei haben und das deutet bereits auf die besondere Eignung für einen Extended Range Tauchgang. Mit einer Maximaltiefe von knapp über 30 Meter drängt sich ein Nitrox Gemisch bereits als Hauptgas auf. Wer lieber mit einer Single Flasche unterwegs ist, wäre mit einer 15 Liter Flasche jedenfalls besser aufgehoben. Die Um el Faroud ist zu groß, um in einem Tauchgang mit einer 12 Liter Flasche erkundet zu werden. Nicht nur nehmen der Hin- und besonders der Rückweg viel Zeit in Anspruch. Die Länge und die Tiefe des Wracks tragen zu einem hohen Luftverbrauch und entsprechender Sättigung bei.

Ich persönlich nehme gerne entweder eine Doppelflasche und/oder eine Stage Flasche mit einem 50% Nitrox-Gemisch zum Dekomprimieren mit. Das ergibt zwar einen langen Tauchgang, dafür erspare ich mir den zweiten und habe weniger Stress beim Erkunden. Der guten Ordnung halber rate ich bei einem derart hohen Sauerstoffgemisch zur Vorsicht. Die Um el Faroud mit 50% Nitrox zu erkunden ist toxisch! Es handelt sich um ein reines Dekompressionsgas.

Sicherheit

Entlang des Riffes beim Wied iz-Zurrieq, so wie bei den Höhlen gibt es, bis auf den Bootsverkehr und die gelegentlichen Angler, die hier immer wieder ihr Glück versuchen, keine großen Besonderheiten auf die geachtet werden muss. Es gelten die üblichen Tauchregeln.

Sollte das Meer an der Oberfläche sehr glatt fast ölig wirken, ist dies ein Anzeichen dafür, dass in der Tiefe doch eine leichte Strömung herrschen kann. Leider ist die Richtung unterschiedlich, womit eine Überprüfung notwendig ist, um während dem Navigieren entsprechend gegenzusteuern.
Im Falle der Um el Faroud möchte ich auf den meiner Meinung nach „gestörten“ Magnetismus hinweisen, der eine Peilung für den Rückweg erschweren kann. Im Wrackinneren ist besondere Vorsicht geboten. Langsame Bewegungen fördern nicht nur die Sicht sondern verhindern einen ungewollten Kopfstoß. Eine Haube und Handschuhe sind, wie bei jedem Wracktauchgang, zu empfehlen.

Die Laderäume zwischen dem Hauptteil und dem Bug sind mit Rost übersät. Leichte Bewegungen oder gar die Luftblasen genügen hier die Sicht stark zu beeinträchtigen. An diesem Ort ereignete sich auch der mir einzig bekannte Zwischenfall. Ein Solotaucher hatte sich den Kopf am Metall in der aufgewirbelten Sicht angestoßen und verlor daraufhin das Bewusstsein mit fatalen Folgen.

Im Inneren der Um el Faroud. Eine Penetration ist im Rahmen der eigenen Tauchfertigkeiten gut möglich.

Ferner ist die Tiefe tückisch. Leicht hat man die Zeit an diesem Wrack übersehen, reißt lange Deko-Zeiten auf und muss anschließend im Blauen noch einen längeren Weg zurücktauchend.

Wer einen Dekotauchgang hinter sich hat, womöglich längere Dekostopps einhalten musste, sollte anstrengende Tätigkeiten unmittelbar nach dem Tauchgang an der Oberfläche meiden. Dies gilt besonders für den Oberflächenweg zum Auto. Ein zusätzlicher Sicherheitsstopp und eine kleine Pause vor dem Treppensteigen wären hier besonders angebracht, insbesondere wenn man als Extended Range Taucher unterwegs war. Es sei in Erinnerung gerufen, die Straße zum Parkplatz ist sehr steil, der Rückweg kann zu einer nachträglichen Deko-Gefahr werden.

Schwimmer, Schnorchler & Apnoe

Für Schwimmer ist das Wied Iz-Zurrieq zwar nicht ungeeignet, jedoch mit Vorsicht zu genießen. Die Bootsschneise und die Angler stellen hier die größte Gefahr dar. Klar ist, dieser Platz wird nicht ausschließlich zum Schwimmen angefahren, sondern das Schwimmen ist nur eine mögliche Nebenerscheinung.

Ähnlich verhält es sich mit den Schnorchlern und den Apnoetauchern. Beide sollten nach Möglichkeit nahe der Felsküste fernab von den Booten bleiben und beide sollten auf Angler achten. Während für Schnorchler das Riff im Osten der Schlucht durchaus sehr interessant ist, ist für geübte Apnoetaucher der Westen nach der Schlucht bei und hinter den Höhlen ein besonderes Erlebnis. Der Vorteil im Westen ist die geringere Zahl an vorbeifahrenden Booten.

Anfahrtsbeschreibung

Von Valletta in Richtung Flughafen führt die Straße direkt an diesem vorbei, durchquert unterirdisch die Lande- und Startbahn und mündet in einen Kreisverkehr. Hier ist die Straße nach rechts in Richtung Zurrieq auszusuchen. Immer geradeaus führt die holprige Straße am Ort Zurrieq vorbei zur Küste. Von da an ist es nicht mehr weit. Nach rund drei bis vier Fahrminuten und bereits außerhalb des Ortes gelangt man an eine Kreuzung. Schilder machen einen darauf aufmerksam, dass der Weg gerade aus nach Hagar Qim und Mnadjra, zwei neolithische Tempel, führt. Der Abstecher nach links führt zu den Parkplätzen am Wied iz-Zurrieq.

Die Kreuzung an der Landstraße. Links geht es zum Wied Iz-Zurrieq. An dieser Kreuzung ist der Torbogen des Blue Grotto sehr gut zu sehen.

Infrastruktur & Tipps

* Als Taucher darf man die Straße bis an deren Ende weiterfahren und dort auch Parken, eine ordentliche Erleichterung, denn man erspart sich ein Aprés Dive der Schlepperei zum Hauptparkplatz. Dies ist umso wichtiger je näher man die Steigung der Straße begutachtet: Sehr Steil! Unbedingt ist ein Tauchbrevet an der Windschutzscheibe innen zu montieren, sonst riskiert man einen Strafzettel. Ebenfalls empfehlenswert ist es sich vor der Anfahrt bei der Tauchbasis nach den Parkmöglichkeiten zu erkundigen. Parkregeln ändern sich immer wieder in Malta.
* Am Ende der Bootsrampe, fast am Wasser, befindet sich ein Ticketschalter an dem Karten für den Bootsausflug zum Blue Grotto erhältlich sind.
* Ein sauberes, öffentliches WC befindet sich auf halbem Fußweg zwischen den Hauptparkplätzen und dem Einstieg ins Wasser. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sorgen kleine Cafés und Restaurants für das Wohl der Gäste und Taucher.
* Wer früh ankommt (allerspätestens um 08:00), hat nicht nur den besten Parkplatz gesichert, sondern ist auch vor den Touristenmassen da. In den Morgenstunden gibt es wenig Arbeit für die Bootsführer, die gerne gegen 10 bis 15 Euro Taucher direkt zur Um el Faroud führen. Es ist zwar ein One Way Ticket, also Peilung zum Ufer nicht vergessen, aber es spart viel Luft und bringt zusätzliche wertvolle Minuten beim Wrack.
* Luft für die Flaschen zum Auffüllen ist im Wied iz-Zurrieq keine vorhanden. Entweder nehmen Taucher weitere Flaschen für einen zweiten Tauchgang mit, oder beschränken sich auf einen Tauchgang.
* In Malta gibt es Langfinger. Wertsachen sind im Auto zu vermeiden. Ich habe gehört es werden Autos, die verschlossen sind auch aufgebrochen. Persönlich nehme ich immer einen offenen Jeep und habe nichts Wichtiges darin. Das bedeutet für mich auch keine Tauchflaschen unbeaufsichtigt im Auto liegen zu lassen. Ein Grund mehr warum ich gerne Doppelflasche und Stage während einem Tauchgang mitnehme: Nur einen Tauchgang, dafür aber lange!

Ein sehr steiler Weg führt vom Parkplatz hinunter zur Einstiegsstelle. Vorsicht auf eine etwaige nachträgliche Deko!

2017-10-31T16:39:01+00:00 September 27th, 2017|Tauchgänge|

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